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#869

INSIDE-Brunnen-Hitliste: Danones Umbau zur Unzeit

Bierkonzentrat beflügelt Alfa Laval

Was steckt hinter der Übernahme der jungen US-Firma Sandymount durch den Technologie-Giganten Alfa Laval? Ist die Braubranche reif für das Thema Bierkonzentrat?

Fakt ist bislang: Der 4,4 Mrd Euro Umsatz großen Energie-, Schifffahrt- und Lebensmitteltechnologe Alfa Laval, vertreten in über 100 Ländern der Erde, Nasdaq-notiert und Arbeitgeber von 17.500 Menschen, musste letzte Woche die Übernahme der erheblich kleineren Sandymount mit Sitz in Woburn bei Boston verkünden. Richtig schlau wurde man selbst bei einigen Stellen innerhalb des Konzerns offenbar nicht; von INSIDE nach dem Sinn der Transaktion befragt, gab es dort nur Schulterzucken. Andere jedoch wurden hellwach. 

Das erst 2015 vom gebürtigen Iren Ronan McGovern gegründete Unternehmen hatte sich früh auf die Produktion hochwertiger Biere in konzentrierter Form spezialisiert; nicht zuletzt deshalb verkauft Sandymount (benannt nach einem Strand bei Dublin) über seine Firmentochter Point Five Brewing auch seit Dezember 2019 ein alkoholfreies Bier mit bis zu 0,5% Alkoholgehalt. Jetzt will das Unternehmen auch ein Verfahren entwickelt haben, wie das entzogene Bier dem Konzentrat wieder zugeführt werden kann.

Das Membranverfahren (Umkehrosmose) wird auch hierzulande eingesetzt, um Biere zu entalkoholisieren. Im Gegensatz zur thermischen Entalkoholisierung (bis zu 0,0% Alkohol) verbleiben bei der thermisch besseren Osmose immer ein Rest Alkohol im Bier. Alfa Laval hat in diesem Bereich noch Nachholbedarf. Großkunden wie die dänische Harboes Bryggeri (in Deutschland mit Darguner vertreten) entalkolisieren ihr Bier seit langem mit thermischen Verfahren u.a. aus dem Hause Alfa Laval. Für die Lebensmittelindustrie werden längst Bier-/Malzkonzentrate angeliefert. 

Konzentrate mit hohem Alkoholgehalt in genießbarer Qualität sind bislang eher eine Frage des Geschmacks. Ein vor Jahren von Sodastream „Blondie“ genanntes Bier-Konzentrat (mit knapp 14% Volumen-Alkohol) verpuffte als Marketing-Gag (INSIDE 753). 

High-Gravity-Brauer wie Heineken und laut INSIDERN auch Paulaner in München, aber auch kleine Brauer arbeiten bisweilen seit Jahrzehnten mit hoch konzentrierten Würzen, die zu einem späteren Zeitpunkt mit Wasser rückverdünnt werden. Durch das High-Gravity-Verfahren wird die Lagerkapazität einer Brauerei erhöht, das Sudhaus benötigt weniger Wasser für die Herstellung der Würze, der Energieverbrauch für die Heiz-, Koch- und Kühlprozesse sinkt. Hersteller wie Pentair (u.a. auch Membrantechnik für Oettinger) sind seit langem in diesem Bereich aktiv. Ziel ist in der Regel allerdings nicht der Versand in 3 Liter-Plastiktüten, wie ihn Sandymount avisiert.

Konzentrat am Zapfhahn – inkl. Alkohol. Aus 3-Liter-Beuteln

Das Start-up aus Boston behauptet, mit seiner Revos-Technik ein Zwei-Pass-Verfahren entwickelt zu haben, bei dem nach einem ersten Schritt aus gewöhnlichem Bier Alkohol oder Aroma zusammen mit Wasser entweichen und in einem zweiten Durchgang zurückgeführt werden. Zwei-Pass-Verfahren werden seit vielen Jahren in Meerwasser- und Industrieanwendungen mit Salzen eingesetzt. Das Niedertemperatur-Ultrahochdruck-Verfahren arbeitet bei über 120 bar. Sandymount ergänzt das Verfahren mit einem Zapfsystem, das das Konzentrat am Hahn wieder aufmischt und carbonisiert.  

Mit dem Zukauf des Sandymount-Patents verschafft sich Alfa Laval nach Auffassung von Branchenbeobachtern weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit Know-how bei der Membrantechnik und könnte von einem USP der Bostoner Truppe um Ronan McGovern profitieren. Sandymount – die Mannschaft soll nach der Übernahme komplett übernommen und in die Division Food & Water integriert werden – bietet Interessenten auch Kleinanalgen mit einer Durchlaufmenge von 1,5 hl/Stunde an. Im Bereich Entalkoholisierung/Bierkonzentrate galt bisher der Leitspruch: je größer, desto kostengünstiger.       

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