Dem Hawesko-Konzern hat Corona richtig Glück gebracht. Seit der Pandemie schnurrt das Online-Geschäft. Der Hamburger Weinhändler schreibt Umsatz- und Ergebnisrekorde. Bei der Dividende zeigt sich, dass das bombastische Coronajahr das einstige Übernahmeargument des Großaktionärs Detlev Meyer obsolet macht.
Vor sechs Jahren entfernte der bis dato Kleinaktionär Detlev Meyer, der sein Geld in der Textilbranche macht, den langjährigen Vorstandschef und Mitinhaber Alexander Margaritoff und wollte neben einer Verjüngung des Managements auch eine andere Dividendenpolitik – vor allem eine Ausschüttungsquote von höchstens 40 bis 50%. Nur so, argumentierte Meyer, der die Dividenden stets abgesegnet hatte, könne Hawesko auch so stark wachsen, wie es müsste. Margaritoffs Argument, Hawesko sei ein Dividendentitel, ließ er nicht gelten.
Gewachsen ist Hawesko vor allem im Corona-Jahr 2020 gewaltig. Der Weinkonsum der Deutschen sorgt für Weinseligkeit im Konzern. Corona macht es möglich. Die Ausschüttungsquoten sind schwuppdiwupp denen der Margaritoff-Jahre wieder verdächtig ähnlich geworden.
Für 2020 wird eine Dividende von zwei Euro pro Aktie ausgezahlt. Davon sind 1,60 Euro (statt 1,30 Euro wie im Vorjahr) regulär. Für den Corona-Boom gibt es eine Sonderdividende von 40 Cent. Vor lauter Corona-Dividendeneuphorie wurde die Dividende nicht hinterfragt. Wer rechnet, kommt bei einem Gewinn pro Aktie von 2,65 Euro für 2020 auf eine Ausschüttungsquote von 75%. Wer sich die Mühe macht, für 2019 nachzurechnen, kommt bei einer Dividende von 1,75 Euro (1,30 Euro regulär und 45 Cent Sonderdividende) sogar auf eine Ausschüttungsquote von nahezu 100% und damit mehr als 2013, vor Meyers Offerte: 2013 wurden 92% ausgeschüttet.
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