Die großen Glasflaschen-Hersteller haben 2020 nicht das im Boomjahr 2019 erwartete Wachstum erzielt. Dabei stünden mit dem Run auf Glas und einem boomenden LEH-Geschäft eigentlich alle Zeichen auf Zuwachs.
Im Pandemiejahr lief es für den Lebensmittelhandel prächtig. Getränke und Nahrungsmittel in Glas inklusive. Doch das spiegelt sich weder in den Umsatzzahlen der Glasindustrie, die für Behälterglas nur ein minimales Umsatzplus von 0,2% auf 2,04 Mrd Euro prognostiziert, noch beim Big Player Verallia wider. Der Behälterglashersteller schloss das Geschäftsjahr 2020 nach ersten vorläufigen Zahlen bei einem Umsatz knapp unter Vorjahr (minus 2,6% auf 555,3 Mio Euro) sogar mit einem Rückgang ab, bei einem stabilen Ergebnis (120,7 Mio Euro nach 121,1 Mio Euro 2019). In Deutschland und Osteuropa sanken die Mengen, gibt Verallia bekannt. Abgefedert sei dies durch „eine verbesserte Preis- und Kostenstruktur“ worden.
Auch die Glasindustrie war getroffen vom Einbruch des Gastro-Geschäfts. Vor allem Kleinflaschen im Karneval und bei Events fehlten. Rund ein Viertel der Kleinflaschen-Menge, schätzen INSIDER, ging flöten. Eine Überkompensation schien möglich. Im LEH und Fachhandel liefen ja Mengen, nur halt in großen Flaschen. INSIDER raunen, es gibt durchaus hausgemachte Gründe. So wurden Wannen über Wochen gedrosselt. Ja, es gab auch mal Ausfälle durch Quarantäne. Es sollen aber auch Linien stillgelegt worden sein. Offenbar wurde proaktiv gehandelt. Viele Glas-Konzepte aus 2019 – die Umstellung von Plastik-Kleinflaschen auf Glas ist nur eines von vielen – wurden erst einmal auf Eis gelegt. Zu viel Produktion und damit sinkende Preise sollten und konnten verhindert werden. So gesehen ist Flaschen-Oligopol (zudem außer Verallia noch Ardagh und Marktführer O-I zählen) gut durch das Jahr 2020 gekommen und kann 2022 die Preise anheben. Damit rechnen INSIDER.
Artikel aus INSIDE 872