Noch kein INSIDER?

JETZT ZUGANG SICHERN!

Wählen Sie Ihre Anmeldeoption.

Schnell und unkompliziert INSIDER werden!

Weiter

Print-Ausgabe

#861

Neustart in Braunschweig: Avanti Wolters!

Wolters: Avanti mit Brawo

Der neue Gesellschafter rammt bei der Braunschweiger Brauerei gleich die ersten Pflöcke ein. Eine neue Geschäftsführung soll das Hofbrauhaus in die Erfolgsspur bringen.

Jürgen Brinkmann will keine Zeit verplempern. Der in der Region schier allmächtige Chef der Volksbank Brawo (Braunschweig-Wolfsburg), hatte vor vier Monaten 50% des zuvor in arge Schieflage geratenen Hofbrauhaus Wolters übernommen (INSIDE 853). Nun wird kräftig in die Technik und u.a. ein Veranstaltungszentrum auf dem Brauereigelände investiert. Und in der Führung ausgemistet.

Die früheren Gilde/Hasseröder-Kollegen Hans-Bernd de Wall, Peter Lehna und Thomas Renneke (die  jeweils noch 16,6% der Anteile halten) hatten 2006 zusammen mit dem kürzlich ausgeschiedenen Willi Koch das Hofbrauhaus Wolters übernommen. Die „Rentnergang“, die mit dem Brawo-Einstieg noch mal das Ruder herumriss, überlässt künftig dem Hauptgesellschafter BraWo das Steuer.  

Wann Renneke, 60, und de Wall, 67, ausscheiden, ist noch nicht gesichert, Lehna, 68, wird dem Hofbrauhaus noch zwei Jahre als Gf und Gesicht nach außen erhalten bleiben. Für das operative Management ihrer Neuerwerbung hat die Brawo hingegen zwei Experten unter Vertrag genommen. Sowohl einen Finanzgeschäftsführer, dessen Name bis Redaktionsschluss noch nicht zu erruieren war. Als auch einen Vertriebsgeschäftsführer. Kommende Woche geht Francesco Perricone, 52, an Bord. Offenbar eine Idealbesetzung.

Der gebürtige Wolfsburger Perricone ist in der Region gut verdrahtet, bringt aber auch Erfahrung aus dem internationalen Biergeschäft mit. Er arbeitete sich bei der König-Brauerei zum Exportleiter hoch, bevor er für einige Jahre bei AB Inbev den GFGH in Niedersachsen und Ostdeutschland betreute. 2015 wechselte er zur Gilde-Brauerei nach Hannover und verantwortete dort sowohl den GFGH-Vertrieb in und um Hannover als auch internationale Lohnbraukunden für Gildes Muttergesellschaft TCB.  

Ein ähnlich bipolares Aufgabenspektrum wartet auf Perricone in Braunschweig. Dort bringt es die unverändert bärenstarke Regionalmarke Wolters auf 240.000 hl, davon (vor Corona) noch knapp 40.000 hl Fassbier. In Braunschweig führt an Wolters trotz zuletzt knapper Etats kein Weg vorbei.

Für den Rest der 2019 insgesamt fast 700.000 hl allerdings mussten Lohnbrauaufträge aus dem In- und Ausland, sowie ein wackeliges Exportgeschäft herhalten. Viele Baustellen für Perricone, von Kapazitäts-Auslastung ist Wolters weit entfernt. Laut INSIDERN ließen sich auf den (bisher veralterten) Anlagen über eine Million Hektoliter herstellen.

Hängepartie in Sachsen-Anhalt

Ob die Brawo weiterhin Interesse an der Tochter Colbitzer Heidebrauerei hat, ist unklar. Wolters hatte die Brauerei 2014 übernommen und anschließend noch eine siebenstellige Summe in neue Anlagen versenkt. Doch dem vermeintlichen Kleinod in der anhaltinischen Diaspora fehlt es weiterhin an Konsumenten, mehr als 30.000 hl konnte auch die ostdeutsche Brauerei-Legende Petra Haase (Ex-Altenburger) nicht reißen, die als Geschäftsführerin verpflichtet wurde, aber vertrieblich an der ganz kurzen Leine blieb. Der immer wieder beabsichtigte Verkauf von Colbitz ist mangels Interessenten erstmal vertagt. Haase, die eigentlich schon ausgemustert war, soll laut INSIDERN noch bleiben, mindestens bis Jahresende. Die Brawo und ihr neuer Einsatzleiter Perricone haben andere Prioritäten.

(Artikel aus INSIDE 861)

Kopf der Woche
08.11.2024

45
/2024

Jannik Weitzl

Weiterlesen
Print-Ausgabe
08.11.2024

Neu!
#963

AB Inbevs Epic Desaster

Zum Inhalt