Die 1,5 Mrd Umsatz große Benchmark aller Mehrweglogistiker verordnet sich einen radikalen Kulturwandel. Der neue CEO wünscht „Agilität und Innovationsgeist“. Doch wieviel Erfahrung und Getränke-Know how geht Trinks dabei verloren?
2019 schrieb Trinks tiefrote Zahlen. 2020 läuft es für Streckenverleger besser. Viel besser. Der Corona-Boom im Handel lässt die Umsätze um über 5% klettern, zugleich wurden Diesel und Frachtraum billiger. Und Trinks konnte Preiserhöhungen durchsetzen. Rückenwind für den seit Mai 2019 amtierenden CEO Michael Stadlmann. Der Ex-Pharmalogistiker injiziert Deutschlands Streckenverleger nicht nur digitale Fortschritte wie elektronische Lieferscheine, sondern auch eine neue Firmenkultur. Zunächst tauschte er Führungskräfte aus, trennte sich von altgedienten Regionsleitern wie Thomas Plötz und Christoph Kuhles (letzterer heuerte später bei Trinkkontor an, dann soll u.a. ein Anruf von Trinks bei der Muttergesellschaft Bitburger dafür gesorgt haben, dass Kuhles dort nach drei Monaten wieder ausschied). Später holte Stadlmann mit AB Inbev-Mann Tino Saalbach für Vertriebschef Sven Wortmann und dem Breuninger-Logistiker Thomas Majocco für Uwe Heinrich zwei neue (branchenfremde) Geschäftsführer zum GFGH-Krösus. Als nächstes wird das gesamte Headquarter ausgewechselt. Zumindest räumlich.
Die seit 1948 in Goslar beheimatete Trinks GmbH verlegt ihre Firmenzentrale spätestens im Sommer 2022 ins 400 km entfernte Hennef (INSIDE-Hot Shot vom 19.11.). Auf dem Gelände der 2012 übernommenen Wifa (INSIDE 652), liegen Gebäude der früheren Coca-Cola-Konzession brach. Dort soll nun ein „modernes und offenes Bürokonzept“ umgesetzt werden.
Wichtig für Stadlmann: Die Zentrale befindet sich dann an einem operativen Standort, das Geschäft rückt an die Verwaltung heran. Das Logistiklager in Goslar war 2003 geschlossen worden (INSIDE 431). Außerdem sei es im Großraum Köln-Bonn leichter, Mitarbeiter zu rekrutieren. Zunächst aber müssten die Angestellten der Zentrale von Goslar wegziehen. 170 Fachkräfte, nicht unbedingt mit agilem Innovationsgeist oder Bedarf nach Kicker im Großraumbüro, aber eben schwer zu finden; in jeder Region. Ein Wettbewerber: „Das ist ja Harakiri“.
„Auch wenn die abschließende Beratung mit den Arbeitnehmervertretern noch aussteht, ist schon jetzt eine Aufbruchstimmung in unserem Unternehmen zu spüren“, verkündet Stadl-mann. „Ich freue mich sehr, wenn uns unsere Mitarbeiter an den neuen Standort begleiten und wir zusammen an einer Zukunft arbeiten, die von Agilität und Innovationsgeist geprägt sein wird.“ Ebenfalls oben auf der Agenda steht der Klimaschutz. Bis Ende 2022, so verspricht es Trinks, werden alle 16 Niederlassungen Klimaneutralität erreichen. Neumünster sei die erste, die klimaneutral arbeiten und damit „branchenweit ein Zeichen setzen“ werde.
Artikel aus INSIDE 865