Lockruf Kondition: Der Deal ist denkbar einfach und funktioniert, sogar bei Team Beverage-Mitgliedern. Die Rewe-Beteiligung Durststrecke weitet ihren Aktionsradius aus. GBZ und Südstar gehen an Bord.
Die Durststrecke GmbH rammt in Süddeutschland dicke Pflöcke ein. Im Rahmen ihrer digitalen Bestellplattform Durst.de kooperiert das 2017 in Köln gegründete Unternehmen ab Mitte November im Großraum München und Augsburg mit dem Heimdienst GBZ Getränke-Blitzzusteller, Bergkirchen, sowie ab Dezember in Freiburg und Karlsruhe mit dem Gastro-Verleger Südstar Getränke und dessen Mehrheitsbeteiligung Fritz Bierhalter.
Durch die neuen Partner, mit denen die Gespräche seit Februar liefen, wildert Durst mitten in der Oetker-Beteiligung Team Beverage AG: Südstar-Mutter Paulaner ist 10-%-Gesellschafterin und die von den drei Brüdern Michael (47, Finanzen), Marcus (45, Vertrieb, Marketing und EDV), und Mirko Mocsnik (39, Logistik) geführte GBZ ist seit Anfang 2018 Partner der Plattform. Die drei Mocsniks sind Söhne des früheren Trinks- und Geva-Managers Johann Mocsnik, 70, der sich 2019 nach geleisteter Pionierarbeit in den Ruhestand verabschiedete.
Als Bringdienst für Getränke hat sich die 1987 gegründete GBZ einen Namen gemacht. 2011 knallte GBZ ein neues Zentrallager auf die grüne Wiese im Gewerbegebiet Bergkirchen, von dem aus die Großräume München und Augsburg beliefert werden. Inzwischen dreht der Getränkelieferant, zu dessen Kundenkreis Firmen und Büros (eine von Durstexpress/Flaschenpost eher unterbelichtete Klientel), aber in Augsburg auch Gastronomen zählen, rund 20 Mio Euro. Mit soliden Preisen, auf soliden Beinen. Jetzt ist bei den Mocniks der nächste Schritt dran: Über Durst sollen die bislang liegengelassenen privaten Haushalte bedient werden.
Von der Industrie geduldet: Lockmittel Kondition
Die Mocsniks, auch weiterhin Partner von Anderl/Getränkedienst.com, halten große Stücke auf Durst, nicht zuletzt auf deren Konditionen. Neben der GFGH Direkt Beteiligungs GmbH (K&K Getränke, Getränke Pfeifer, Beckröge) mit 49,52% ist die Rewe Group mit insgesamt 46,64% (Rewe Digital hält seit diesem Februar 36,64%; die Rewe Für Sie-Lebensmittelhandelsgesellschaft mbH seit Mai 2019 10%) beteiligt. Die restlichen 3,82% sind noch in Besitz von Ex-Bit-Boss Dr. Werner Wolf.
Gigant fischt Verleger-Plankton
Die Rewe begreift Durst als strategische Waffe, um den GFGH über LHV (Streckenlogistik) und GVG (Fachmärkte) hinaus an sich zu binden. Man hat es auf bisher nicht erreichte Kunden des GFGH abgesehen, auf Impuls-Geschäfte, Vereine, Imbissbuden; auch auf die Gastronomie. Den Verlegern können Durst-Gf Niklas Müller (hauptamtlich GVG-Chef) und seine Prokuristin Laura Seggedi viel anbieten: Wer seine Kunden auf Durst.de zieht (und damit auch Daten und Fakturierung der Durststrecke GmbH überlässt), kommt in den Genuss von Top-GVG/Rewe-Konditionen. Erstaunlicherweise toleriert von vielen Herstellern, die bei Fachmärkten zwar jedwede Vermarktung nachgewiesen haben wollen, aber jetzt der GVG/Rewe auch für Kleinstmengen über Durst die volle Kondition bezahlen.
So dringt der Kölner Gigant einschließlich der noch zu sortierenden Tochter Lekkerland immer weiter in Bereiche vor, die bisher von der Konzentration des LEH verschont blieben: In die kleinteiligen Fischgründe von GFGHs und Gastronomie. Müller und Seggedi planen bereits die weiteren Schritte. So sollen in Berlin und Mannheim noch dieses Jahr zwei weitere GFGHs ans Durst-Netz gehen. Bis Ende Dezember peilt das Unternehmen die Partnerschaft (inkl. der bestehenden) mit zehn Händlern an. In Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Sachsen sollen zu Beginn des neuen Jahres nochmals weitere Partner aufgeschaltet werden. Laut INSIDERN laufen sich auch GVG-Dickschiffe aus dem GAM-Bereich warm.
Artikel aus INSIDE 864