Personalberater Peter Reichardt rät zu einer Strategie, die den Mitarbeitern Vertrauen in die Führung vermittelt.
Das pandemische Ereignis, welches unter der Bezeichnung COVID 19 unerfreuliche Berühmtheit erlangt hat, ist in der modernen Gesellschaft und Wirtschaft ohne Beispiel und zeichnet sich bis jetzt u.a. dadurch aus, dass die zukünftige Entwicklung im Unsicheren verharrt und daher nicht planbar erscheint. Jedoch besteht in der taktischen, operativen und strategischen Planung eine der vornehmsten Aufgaben jeder Unternehmensleitung. Alle Ressourcen sollen darauf abgestimmt sein – auch das Personalmanagement im Hinblick auf Personalqualität und -quantität.
Gut geführte Unternehmen haben daher in dieser pandemischen Situation aus eigener Kraft und in Teilen mit staatlicher Unterstützung wirtschaftliche Konsequenzen bestmöglich für den Einzelnen abgefedert. Besser geführte Unternehmen haben es verstanden, ihre Mitarbeiter auf diesem Weg auch mental mitzunehmen und ihnen relative Planungssicherheit zu geben. Ungewohnte, nicht geplante Ereignisse jeder Art, die wirtschaftliche und damit finanzielle Probleme auslösen, verursachen eben, insbesondere bei abhängigen Beschäftigten, erhebliche Sorgen, womöglich Zukunfts- und sogar Existenzängste. Das heißt für das Management, offen, klar und glaubwürdig zu kommunizieren und den Mitarbeitern Vertrauen in die Führung zu vermitteln, und zwar bei gleichzeitiger finanzieller Unterstützung in Verbindung mit Kurzarbeitsmodellen, Home Office-Unterstützung in Technik und Material, womöglich aushilfsweise Unterstützung von Kollegen in anderen Bereichen und dergleichen mehr.
Eine solche Strategie hat sich bewährt, nimmt den Mitarbeitern einen Großteil der Ängste und fördert damit Zusammengehörigkeit, Motivation und damit bessere Leistungen in Qualität und auch Quantität in der Zukunft. Diese Denkweise zahlt sich langfristig im Sinne einer positiv besetzten „Employer Brand“ aus und zieht die besten Mitarbeiter an.
Für die Zukunft wird COVID 19 den Status und Stellenwert eines gewöhnlichen Lebensrisikos einnehmen. Allerdings haben sich bereits strukturelle Änderungen ergeben, die nicht in jedem Einzelfall ein 1:1 zurück zur Welt von 2019 gestatten: weniger Reisen, eine andere Balance beim Home Office, vielleicht auch weniger gastronomische Ausflüge. Hinsichtlich Recruiting haben viele Unternehmen stark auf onlinebasierte Maßnahmen umgestellt. Vor allem für Führungskräfte bleibt das persönliche Treffen allerdings unerlässlich, da dort gegenseitig Informationen gesammelt werden, die weit über das eigentliche Gespräch hinaus gehen.
Das bedeutet für Unternehmen Anpassung an sich verändernde Rahmenbedingungen – dabei empfiehlt es sich, Mitarbeitern in o.g. Sinne so zu begegnen, wie man anständigerweise miteinander umgehen sollte. Darin unterscheidet sich die Corona-Pandemie dann wiederum gar nicht so sehr von Krisen anderer Art. Dem Beispiel des Droschkenkutschers Gustav Hackendahl, genannt „Der Eiserne Gustav“, sollte man dabei tunlichst nicht folgen – er wollte die aufkommende Automobilkonkurrenz partout nicht anerkennen und ist daran gescheitert.
Artikel aus INSIDE 878