Kollex bekommt mit der Citti-Tochter Chefs Culinar einen weiteren Gesellschafter und fordert GES (Octopus) und Gastivo (Team Beverage) heraus. Doch der wahre Wettbewerber ist ein anderer.
Mittlerweile 40 Mitarbeiter zählt die von Bitburger Braugruppe, Coca-Cola European Partners Deutschland und Krombacher im Jahr 2018 erfundene Kollex GmbH. Das „Berliner Tech-Start-up“ (Eigenbeschreibung) bekam später Zuwachs mit dem Wein- und Spritanbieter Rotkäppchen-Mumm. Jetzt klinkt sich als fünfter gleichberechtigter Gesellschafter mit ebenfalls 20% Anteil Chefs Culinar ein. Die Citti-Tochter zählt mit geschätzt 2,3 Mrd Euro Umsatz (vor Corona) zu den größten Gastro-Foodlieferanten Deutschlands.
In acht Niederlassungen und 23 Stützpunkten inkl. eigenen Produktions- und Zerlegebetrieben arbeiten 8.000 Mitarbeiter. Citti-Gf Peter Wenzel hat das Getränkegeschäft schon länger auf dem Schirm (vgl. INSIDE 874: „Chefs Culinar mit Bev-Pool“), doch an Kollex reizte ihn auch der technische Vorsprung. Der Ausbau der eigenen „Chefs App“ (deren Nutzung für User nicht einmal kostenlos ist) wäre aufwändiger. Ab 2022 soll Kollex den Chefs-Kunden als „weiterer Bestellkanal“ zur Verfügung stehen.
Umgekehrt will auch Kollex-Geschäftsführer Lothar Menge den Kollex-Usern ab kommendem Jahr Zugang zum Chefs Culinar-Sortiment geben. Doch da dürfte manch GFGH noch überzeugt werden müssen, nicht wenige der 25.000 Chefs-Artikel sind Wein und Sprit. Mit dem großen Foodplayer im Rücken dürfte Kollex aber weiter an Boden auf die Wettbewerber gut machen. Die kommen allesamt nur zäh vom Fleck. Corona blockierte zusätzlich. Viele Wirte haben die Segnungen des digitalen Bestellvorgangs nicht verstanden. Und der GFGH, von dem z.B. Kollex inzwischen knapp 100 aufgeschaltet hat, verkauft das Tool nicht immer mit der großen Begeisterung. Entscheidend für den Erfolg aber sind nicht die Händler, sondern die Gastronomen, die tatsächlich über die App bestellen.
Nach Marktschätzungen führt im Gastro-App-Ranking die GES mit ihrer neutralen App-Lösung Octopus (die auch keine Preise anzeigt, und deshalb für Händler attraktiver ist). Danach folgen Kollex und die dem Dienstleistungsumfang größte App Gastivo (Team Beverage). Alle drei (und ihre Gesellschafter) eint die Angst, dass das Geschäft eines Tages von ganz anderen gedreht werden könnte. Zum Beispiel von Choco (einem echten „Tech-Start-up“ aus Berlin). Gut 15.000 Wirte greifen weltweit auf die App zurück, die kostenlos Bestellungen einsammelt und sie kostenlos an Händler weitergibt.
Auch in Deutschland nimmt Choco einzelne Städte (München, Hamburg, Berlin) aufs Korn, ein vielköpfiger Choco-Außendienst klappert Gastronomen ab. Mit Erfolg, die simple App ist bei Wirten beliebt. Die örtlichen GFGHs bekommen schon häufig Bestellungen via Choco und bei dem mit reichlich Investoren-Millionen befeuerten Start-up laufen immer mehr Daten auf. Die eines Tages zu Geld gemacht werden könnten. Beim GFGH (und seinen Lieferanten) wächst das ungute Gefühl, dass Choco damit klammheimlich zu so etwas wie einem Gesellschafter ihres eigenen Geschäfts wird. Die Alternativen Kollex, Gastivo, Octopus sind da irgendwie transparenter.
Artikel aus INSIDE 878