Stabil schwach. Dass die 2 Mio-Latte in 2020 gerissen wird, war abzusehen. Doch Corona schlug beim Absatz ein wie eine Abrissbirne. 361.000 hl bröckelten Warsteiner aus der Fassade. Immerhin blieb das Gesamtminus mit 16,2% (Inland: 17,4%) im Vergleich zum Halbjahr stabil. Ein schwacher Trost. Die Lücke zu Verfolger Hasseröder wird immer kleiner. Nach vorne hingegen verliert Warsteiner immer mehr den Anschluss. Die Corona-Schäden wiegen schwer. Beim Fassbierabsatz muss Gastrochef André Hilmer knapp 200.000 hl (-55,4%) nachtrauern. Das schmerzt. Im Handelsgeschäft unter der Führung von Michael Grupp fehlten im Flaschenbierabsatz 9,9% auf 1,4 Mio hl. Die Dose gab einschließlich Ausland um 2,6% auf 264.000 hl nach. Die Gründe neben Corona finden sich vor allem in der Preiserhöhung (Oktober 2019), die nun durchgeschlagen hat. Während die eigenen Preise um 4% angehoben wurden, purzelten bei manchen Wettbewerbern die Preise um bis zu 5%. Die Preisanpassung führte am Ende jedoch dazu, dass beim Umsatz ein Minus von „nur“ 4,9% steht. Stolz ist man in Warstein darauf, dass die neue Preisposition gehalten werden konnte. Diese sollte auch nicht durch unnötige Aktionitis aufgeweicht werden. Zu einer kontrovers diskutierten Doppelkisten-Kassenbon-Aktion im September (INSIDE 857) ließ man sich trotzdem hinreißen. Diese hatte laut INSIDERN bei durchschnittlich 11 Euro/Kasten jedoch zu wenig Absatzimpulsen geführt. Beim für Warsteiner nicht unwesentlichen Export gab es Kummer und Freude. In den Niederlanden stimmten die Absätze (gepusht durch den 2020 eingeführten Goldkasten). Auch in den USA, Russland und den baltischen Staaten. Exportchef Oliver Jaensch musste trotzdem ein Verlustgeschäft (-11,8%) melden, was nach Warsteiner-Angaben vor allem an den frühzeitigen Lockdowns in den wichtigen Exportmärkten Italien, Frankreich und Asien lag. Vom Trend zu alkoholfreien Bieren und Radlern profitierte laut Zahlen von Nielsen auch Warsteiner. Ingesamt verlor Alkoholfrei gegenüber Vorjahr mit 6,5% unter allen Warsteiner-Sorten am geringsten. In diesem Segment sieht Warsteiner-Boss Christian Gieselmann noch viel Potenzial. Deshalb kommt im März Warsteiner 0,0 auf den Markt.
Im Februar 2020 ging, begleitet von hohen Werbespendings, Brewers Gold in den Markt (INSIDER sprechen dort von insgesamt 50.000 hl). Gieselmann sieht Warsteiner unverdrossen solide aufgestellt und rechnet damit, stärker aus der Krise zu kommen als mancher Konkurrent. „Wir werden zwar mit kaufmännisch scharfem Blick die einzelnen Kostenstellen analysieren. Personalentlassungen oder Standortaufgaben gibt es derzeit nicht. Die Hausaufgaben sind gemacht.“ Fehlt nur noch der Umsatz. Sehr.
Artikel aus INSIDE 868