Wohl dem, der einen starken Gesellschafter hat. Für die Familie Schörghuber (die kürzlich ihr privat gehaltenes Luxushotel Schloss Pichlarn an den Salzburger Hotelier Georg Imlauer veräußerte) darf schon mal ein Jahr oder zwei in die Grütze gehen. Die hochtrabenden Ergebnisziele von Schörghuber-CEO „100 Mio Euro-Nico“ Nusmeier wurden erstmal vertagt, gleichwohl wird an Optimierungen gefeilt. Der Einsatz von Roland Berger bei der Paulaner-Gruppe (INSIDE 835) ergab nun eine veränderte Organisations-Struktur. Eine Art Matrix: Die Bereichsleiter der Töchter Auer, Fürstenberg, Hoepfner, Schmucker berichten jetzt funktional an ihre Paulaner-Kollegen, hierarchisch bleibt es beim alten. Dazu wird der Gastro-Vertrieb von Paulaner in Ba-Wü wieder unter die Haube von Fürstenberg geschoben.
Während Fürstenberg (das im badischen Handel sogar an Rothaus vorbeizog), Hacker-Pschorr und Chiemseer funktionieren, ist die Galionsfigur Paulaner so etwas wie das Sorgenkind. Einziger Lichtblick ist das nicht in der Hitliste verzeichnete Paulaner Spezi, das bei einem Plus von über 50% in Richtung 700.000 hl schoss. Der Colamix-Boom blockierte zwischenzeitlich die Anlagen der neuen Brauerei in Langwied. In der Not wurde beschlossen, kein Paulaner Oktoberfestbier mehr in Flaschen abzufüllen, 2019 waren das noch 45.000 hl. Ebenfalls alkoholfreie Unterstützung erfuhr Paulaner Weißbier. Die von Marketingchef Henner Höper parallel zum normalen Paulaner Weißbier alkoholfrei positionierte 0,0-Linie federte das brutale Minus Gastronomie und Eventgeschäft ab. Keinerlei Impulse hingegen gab es im Inland für das untergärige Sortiment. Tapfer hatte das Paulaner-Management in den letzten zehn Jahren den Hellbier-Trend ignoriert, jetzt will die aktuelle Geschäftsführung doch noch auf den Zug springen. Ab KW 7 geht Paulaners Euro-Flaschen-Helles in den Markt. In roten Kisten. Und als erstes seiner Zunft flankiert von TV-Werbung, ein helles Fernsehbier.
Artikel aus INSIDE 868