es wird ein frostiger Dezember! – Und das nicht allein wegen der Temperaturen. Der nochmals bis 10. Januar verlängerte „Lockdown light“ zerrt an den Nerven (und am Konto) aller, die von der Gastronomie leben. „Schnell und unbürokratisch“ wollte Finanzminister Olaf Scholz mit der sogenannten Novemberhilfe all denjenigen unter die Arme greifen, die von den erneuten Corona-Einschränkungen besonders hart betroffen sind. Nachdem der November nun vorbei ist, lässt sich konstatieren: Die Auszahlungen lassen vielerorts auf sich warten. Für Dezember gilt dasselbe Spiel. Und danach? Wer sich ein wenig trösten will, der wirft einen Blick zu unseren europäischen Nachbarn. Dort fließen weit weniger Hilfsgelder.
Apropos Hilfe - die ist von den Lebensmitteleinzelhändlern und ihren prallgefüllten Corona-Kassen nicht zu erwarten. Die großen des LEH profitieren ziemlich einseitig von der Krise und bauen ihre Macht gegenüber ihren Lieferanten immer weiter aus. Das führt offenbar auch schnell zu Übermut. Mit unverblümter Arroganz („Bar war gestern“) suchte Lidl jüngst nach neuen Mitarbeitern und versprach zynisch mit Blick auf die Gastronomie: „Bei uns gibt‘s Cash aufs Konto.“ Ich kann die Empörung vieler Gastronomen nachvollziehen. Die Corona-Profiteure aus dem LEH treten jetzt auch noch auf den Opfern herum. Zum Vergleich: Auch Becker‘s Bester-Chef Sebastian Koeppel hatte sich in der Barszene in die Nesseln gesetzt, als er für eine neue Saft-Mix-Reihe mit „Perfekte Cocktails brauchen keine Bar!“ warb. Doch Koeppel bewies Größe, ließ den Slogan sofort überkleben und entschuldigte sich öffentlich: „Dass so eine Formulierung vor allem in Zeiten wie diesen auf Unverständnis stößt, kann ich [...] sehr gut nachvollziehen. Während eine ganze Zunft Angst um die eigene Existenz hat, fühlt sich solch ein Slogan wie ein Schlag ins Gesicht an“.
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Artikel aus INSIDE 866