Tony Xus Mutter arbeitete als Kellnerin in einem chinesischen Lokal, nachdem die Familie gegen Ende der 80er Jahre in die USA emigriert war; es waren also eher magere Jahre. Mittlerweile allerdings gehört Xu – von dem nicht mal sicher ist, ob er 1983 oder 1984 geboren wurde – zur Elite der Superreichen in den USA. 2013 war er Mitbegründer des Restaurantlieferdienstes DoorDash; als dieser 2020 an die Börse ging, wurde er mit Milliardär, genauso wie wie seine Mitbegründer Andy Fang und Stanley Tang. Heute hält Xu noch 4,6% der Anteile und fungiert als CEO. Doordash ist inzwischen Amerikas größter Lieferservice für Lebensmittel, der Produkte von 390.000 Restaurants und anderen Händlern ausfährt.
Ausgestattet mit schier unerschöpflichen Investorengeldern wirft Xu seine Angel nun am europäischen Markt aus. Doordash übernimmt den finnischen Lieferdienst Wolt - Wert der Transaktion: 7 Mrd Euro in Form eines Aktienübernahmegeschäfts. Die Transaktion soll vorbehaltlich kartellrechtlicher Überprüfungen in der ersten Hälfte 2022 abgeschlossen sein. Viele werten das als den Beginn einer Marktbereinigung im Quick-Commerce-Bereich, in dem sich eine ganze Reihe von Anbietern ohne Rücksicht auf hohe Verluste Gefechte um den Zugang zum Kunden liefert.
Wolt ist aktuell mit über 4.000 Mitarbeitern in 23 Ländern aktiv. In Deutschland sind die Finnen neben Berlin mittlerweile in sechs weitere Städte (München, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Hamburg, Hannover) expandiert. Erst Ende September hatte Doordash eigentlich bekannt gegeben, mehrere hundert Millionen Dollar in den Berliner Quick-Commerce-Service Flink zu pumpen. Dessen Geschäftsmodell will auch Wolt hierzulande künftig bedienen und neben der Zustellung von Speisen aus Restaurants auch Waren aus Dark Stores und wie in Berlin bereits mit einigen Edekanern getestet, aus Lebensmittel-Filialen liefern.