Die deutsche Niederlassung der Amsterdamer Konzernzentrale überspringt 2020 locker die eine Mio hl Absatz. Dies aus (nahezu) eigener Kraft: Die Konzernmarken wachsen allesamt zweistellig, 2021 rutscht Italiens Marktführer ins Portfolio der Berliner.
Bereits Mitte des Jahres wurde Gösser Natur Radler aus dem Haus der Heineken-Tochter Brau Union in der deutschen Konzern-Niederlassung in Berlin integriert (INSIDE 854). Auch unter dem Regiment von Heineken Deutschland-Chefin Alina Nickolson-Vera Rojas bleibt Österreichs Erfolgsgeschichte in Deutschland bombastisch. Die Konzernmarke wächst laut Nielsen um rund 30% und dürfte Ende 2020 mit rund 330.000 hl in der Absatzbilanz stehen und sich eindeutig als Naturradler-Marktführer (weit vor Mönchshof) und laut aktuellen Nielsen-Daten knapp hinter Marktführer Krombacher (Radler und Radler naturtrüb) positioniert haben. Dass Gösser in diesem Höhenflug insgesamt nicht an der Haupt-Konzernmarke Heineken vorbeizieht, liegt daran, dass die grüne Fokus-Marke ebenso stark gewinnt und Ende 2020 an der Absatzschwelle von 400.000 hl schnuppern wird. Im gleichen Maß gewinnt Desperados.
Der 70-köpfige Außendienst von Jens Stachowiak (Handel) und die aktuell in vielen Bereichen eingesetzte Mannschaft von Alexander van Gils (Gastro) dürfen unter der Regie der Chefin so auf die Tube drücken, dass Heineken Deutschland Ende des Jahres mit den von ihr vertriebenen Marken – neben den drei Hauptmarken Heineken, Gösser, Desperados sind das aktuell Strongbow Cider, Bulmer’s, Foster’s und Murphy’s – weit über eine Mio hl einfahren wird. Dafür darf Stachowiak insbesondere für Platzierungen in Handel und GAM tief in die Tasche greifen. Aber es geht auch ohne Konzernpower.
Ähnliche Höhenflüge wie die Berliner Braukonzerntochter verbuchen auch andere, hochpreisige Importbiere: Allen voran Budweiser, das die Importbier-Marken-Hitliste 2019 noch deutlich vor Heineken anführte. Auch die deutschen Budvar-Manager Rüdiger Schleusner und Holger Sydow scheinen die Erfolgsgeschichte in 2020 fortzuschreiben. Laut INSIDERN war Budweisers Absatzergebnis von 2019 in diesem Jahr bereits im Oktober eingefahren. November, Dezember kommen jetzt zu den damals 365.000 hl obendrauf. 2020 könnte das in Deutschland vielleicht zehnköpfige Außendienstteam wohl 430.000 hl einfahren. Deshalb werden noch ein paar Monate vergehen, bis Heineken die Spitze der Importbier-Marken-Hitliste erklommen hat. Auch ohne diverser, von anderen Einheiten wie z.B. der Drinks Union in Deutschland vertriebener „Konzernhektos“ mausert sich Heineken Deutschland zur festen Importbiergröße. Ein paar Hektoliter mehr kommen nächstes Jahr mit der Italo-Marke Birra Moretti auf jeden Fall dazu.
Ab Januar wird die Konzernmarke – noch vor Peroni Italiens Marktführer und durch Präsenz in über 50 Ländern Exportschlager – das Portfolio von Heineken Deutschland ergänzen. Das war nicht selbstverständlich. Laut INSIDERN wollte Krombacher-Chef Bernhard Schadeberg eigentlich den Exklusivvertrieb der aktuell in Deutschland vielleicht 5.000 hl großen Marke, rieb sich aber an Heinekens 8-Liter-Fasssystem Blade (das mit Heineken, Heineken Alkoholfrei auch mit Birra Moretti und Cider bereits aktiv ist). Am Ende sprach Amsterdam, dass das System Blade vorantreiben will, ein Machtwort: Die Krombacher Gruppe war als Vertriebspartner draußen und Alina Nickolson bekam den Zuschlag. Nun kommt Birra Moretti im extra für den Deutschlandstart neu entworfenen MW-Gebinde 24x0,33 Liter Kiste (plus 4x6x0,33 Liter) auf den Markt. Noch bevor Listenpreise bekannt sind, wird von Marktbeobachtern von einem üblichen EVP von 16 Euro und knapp darüber ausgegangen. Auch der bisherige Generalimporteur Godiamo GmbH, Rheine, soll als bevorzugter Getränkehändler am Start bleiben. Ganz glücklich dürften Jochen Schöneberg und Frank Grabbe über die Entwicklung freilich trotzdem nicht sein. Die beiden Godiamo-Macher, die neben dem Friauler Gebräu der Heineken Italia auch Fruchtsäfte (Voga) und Limonaden (Stappj) aus Italien nach Deutschland importieren, bauten die Marke aus Udine seit 15 Jahren auf heute über 5.000 hl (MW plus 30 Liter KEG) auf.
Artikel aus INSIDE 866