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#883

Pepsi rupft Saft aus - Refresco in der Punica-Oase

Endlager Refresco? Pepsis Saft-Drop

Der Zuckerwasser- und Chips-Konzern wirft seine Saftsparte ab – mit der famosen Begründung, das Portfolio solle gesünder werden. Tatsächlich geht es um Rendite. Und da kommt der Käufer, die Private Equity-Firma PAI ins Spiel. Bzw. deren Beteiligung, der Abfüll- und Saftriese Refresco.

PepsiCos Saftsparte (u.a. TropicanaNaked) wird in ein Joint-Venture geführt. Der Konzern hält dann nur noch 39%, muss das im Vergleich weniger ertragsstarke Geschäft nicht mehr konsolidieren und erhält vom künftigen 61%-Gesellschafter PAI Partners stattliche 3,3 Mrd Dollar. Mehr als einen Jahresumsatz der Sparte. Mit verkauft wird auch eine deutsche Marke: Punica.

Von Deutschlands größtem Kindergetränk Punica ist nach 15 Jahren Pepsi nicht mehr viel übrig 

Die von Rolf Dittmeyer erfundene und beim späteren Markenbesitzer Procter & Gamble und dessen Punica-Verkaufsleiter Helmut Haensch noch 200 Mio Liter große Marke in den klassischen roten Mehrweg-Kisten zierte jede Getränke-Abteilung. Dann kam PepsiCo und forcierte den Discount, schaffte Mehrweg ab und setzte nur auf Einweg. Von den noch 100 Mio Euro Umsatz bei der Übernahme 2005 sind nur noch Brösel übrig, der Punica-Absatz stürzte bis 2020 auf kaum noch 30 Mio Liter. 

PepsiCo Deutschland-Chef Torben Nielsen geht deshalb davon aus, das die „Transaktion minimale bis keine Auswirkungen“ auf Geschäft und Belegschaft haben werde. Der europaweite Sparkurs mit Verlagerung aller Abteilungen außer Vertrieb wird nach den angekündigten 20 Jobs im nächsten Jahr noch viel mehr Stellen fordern (INSIDE 880). Es wird weiter sortiert. So wurde der ewige Österreich-Lizenznehmer Ottakringer ausgetauscht. Produktion und Out-Of-Home-Vertrieb der Pepsi-Produkte landet ab 1. 1.2022 bei der rund 160 Mio Liter großen Waldquelle. Der Wechsel hat weniger mit Ottakringer jahrzehntelanger Vertriebsarbeit zu tun als mit der Waldquelle-Mutter Mattoni 1873 (KMV), die schon in Bulgarien, Ungarn, Tschechien und der Slowakei Lizenznehmer von Pepsi ist. Dr. Alfred Hudler, Vorstandssprecher der Ottakringer Getränke AG, ließ INSIDE mitteilen, dass „für die Gastronomie und das Geschäft mit dem Getränkefachgroßhandel aktuell noch Verhandlungen geführt werden.“ 

In Deutschland bleibt die Radeberger Gruppe für Gastro und MW-Kisten am Ball. Doch auch hier kommt es zu Veränderungen. Delphine Knieps, seit sieben Jahren Head of Franchise und Out Of Home und damit erste Ansprechpartnerin für Radeberger und Top-Kunden, streicht die Segel. Ihre Pepsi-Karriere begann sie 2006 als Brand Managerin der damals frisch eingesackten Marke Punica. Ihr Nachfolger hat auch schon 15 Jahre Pepsi auf dem Buckel. Allerdings in Rumänien: Claudiu Dorcioman darf sich ab 1. September als Neuer Out-Of-Home-Chef durch Deutschland fragen. 

Keine neue Oase für Punica? 

Trotz Top-Performance muss die Rendite noch weiter verbessert werden. Auch durch das Abstoßen von Geschäftsteilen, die die Ertragsvorgaben verfehlen. Wie jetzt Saft. Bei deutschen Getränke-Playern, die es gewohnt sind, mit kleineren Renditen zurecht zu kommen, ließe sich vermutlich Interesse für Punica wecken. Die ehedem allgegenwärtige Marketing-Welt der „Punica-Oase“ lebt noch in den Erinnerungen vieler Getränkemanager. Doch arg viel Hoffnung sollte nicht keimen. Die Marke, deren Verkauf laut Pepsi bis Jahresende abgewickelt wird, könnte beim neuen Besitzer verweilen. 

PAI hat für Saftgeschäft durchaus Verwendung, die Private Equity-Gesellschaft investiert mit Kalkül in das PepsiCo-Joint Venture (und erstmals außerhalb Europas). Die 2002 aus einem Management-Buy-out nach der Fusion von Paribas und der Banque Nationale de Paris hervorgegangene Private Equity-Gesellschaft hat bereits ein milliardenschweres Getränkeinvestment zu steuern. 2016 erwarben die Franzosen die Mehrheit an Refres­co

Refresco: Abwurfstelle für Produktion und Personal 

Der zuvor durch mehrere Heuschrecken-Hände gegangene Abfüll- und Saftriese folgte damals schon seiner „Buy and Build“-Story. Immer neue, mit Fremdmitteln finanzierte Zukäufe, so die nimmermüde Erklärung von CEO Hans Roelofs, sollen eines Tages ein gewinnbringendes Geschäft ergeben. Vor einigen Wochen gab Roelofs den Kauf des drittgrößten deutschen Getränkeherstellers Hansa-Heemann bekannt (INSIDE 881). 

Gerne übernimmt Refresco auch Abfüllfabriken von Coca-Cola (aktuell drei Betriebe in USA) oder von Pepsi. Die Story des unabhängigen Abfüllspezialisten scheint zu greifen. Die Konzerne wollen ihre kapitalintensive Produktion loswerden und auch die Kennziffer Personal herunterdimmen. Nach diesem Muster nahm Refresco schon 2016 Pepsi ein Werk in Hamburg ab, um es nach Ablauf der Fristen 2018 einzuäschern. Produziert wurde dort: Punica.

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