Der Rechtsstreit zwischen Eckes-Granini und dem einstigen Helfer beim Aufbau eines Saftgeschäfts in Russland, dem hessischen „Geschäftsmann“ Axel Hartmann, geht in die finale Runde. Im Feuer stehen 60 Mio Euro.
Im Ring hat zuletzt Axel Hartmann, 52, gezielte Schläge gesetzt. Ein Schiedsgerichtsurteil in Russland 2019, das Hartmann rund 50 Mio Euro zusprach, versuchte sich Eckes-Granini zunächst mit Rechtsmitteln abzuwehren. Dem Einspruch wurde nicht stattgegeben. Ein erster Versuch, den Prozess in Deutschland neu aufzurollen, scheiterte, weil Hartmann keinen Wohnsitz in Deutschland gehabt haben soll, also nicht zu greifen war. Das Problem hat Eckes-Granini zwischenzeitlich gelöst. Der Prozess findet im September in Deutschland statt.
Markenrechte in Sicherheitsverwahrung
Doch Hartmann ist einen weiteren Schritt gegangen und hat nach einer Bestätigung des russischen Urteils nun zumindest erwirkt, das Eckes-Granini die Rechte an den konzerneigenen Marken nicht weiter veräußern darf. Im Vorfeld einer juristischen Auseinandersetzung hatte Eckes-Granini die für Osteuropa gültigen Markenrechte sicherheitshalber an einen Frankfurter Anwalt ausgelagert. Diese Volte hat Hartmann nun für Westeuropa ausgeschlossen: Eckes-Graninis Markenrechte in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz wurden nun gerichtlich gepfändet, bis die Causa geklärt ist.
Hartmann scheint eine gute Geldquelle zu haben, um all die Prozesse zu finanzieren. Er war als Mittdreißiger in Russland gestartet, hatte Firmen wie Ferrero, Nestlé, Ehrmann und eben auch Eckes-Granini beim Einstieg und Aufbau des Russland-Geschäfts geholfen. Wie nachhaltig sein Wirken war, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Fremd- und Selbstwahrnehmung scheinen auseinander zu klaffen. Alle Firmen waren damals unbeleckt von russischen Marktusancen und nicht wenige mussten einen zweiten Anlauf nehmen.
Auch kurios: Als Eckes-Granini 2008 die Zusammenarbeit mit Hartmann beendete, akzeptierte Hartmann die Trennung noch. Erst viele Jahre später, 2016, begann er den Kampf gegen den deutschen Safter. Während Kenner des russischen Marktes und der dortigen Usancen unken, Hartmann habe nicht sauber gearbeitet, wirft der nun Eckes-Granini selbiges vor.
Wer der Böse und wer der Gute ist, entscheidet nun ein deutsches Gericht. Verliert Hartmann, dürfte er mehr als pleite sein. Eckes-Granini (Umsatz 2020: 978 Mio Euro) hat vorsorglich Rückstellungen gebildet. Einschließlich Anwalts- und Gerichtskosten stehen für Nieder-Olm rund 60 Mio Euro im Feuer.
Artikel aus INSIDE 882