Lieferengpässe bei Mehrweg kennt die Branche schon lange. Jetzt sind auch Getränkedosen rar. Die Dose wird derzeit Opfer ihres eigenen Erfolgs – nicht nur in Deutschland.
Gegenüber INSIDE berichteten zuletzt Abfüller von einer alarmierenden Situation; man könne, heißt es, bei weitem nicht soviel abfüllen, wie geordert sei. In einem Fall ist INSIDE ein Abfüllkunde bekannt, der seine eigenen Dosenlieferverträge als Sicherheit offenlegen musste. Auch von den europaweit geschätzt bis zu 5.000 unterschiedlichen Dekoren werden nicht mehr alle in gewünschter Menge bedient.
Ähnliche Verhältnisse werden aus dem gesamten europäischen Ausland gemeldet. Mittlerweile laufen die deutschen Dosenwerke (drei von Ardagh, zudem noch ein Ball-Werk und eines von Helvetia im Saarland) laut INSIDERN rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Auch weitere drei Werke in Polen, Frankreich und Belgien sind komplett ausgelastet. Allein in Deutschland hat der Dosenabsatz von 3,9 Mrd in 2019 in der Corona-Krise nochmal deutlich zugelegt – was nun dazu führt, dass die Verträge aus 2020 zwar offenbar weitgehend erfüllt werden, aber so gut wie überall mit Kürzungen.
Auslöser Hard Seltzer
Schnelle Abhilfe ist nicht in Sicht: Eine neue Ardagh-Dosenlinie in Deutschland soll erst 2022 in Betrieb gehen, Ball wiederum will bis 2023 zwei neue Werke in UK und in Russland bauen. Auch in Nord- und Südamerika herrscht mittlerweile Dosen-Not. Auch aufgrund der Hard-Seltzer-Welle dort haben sowohl Ball wie auch Ardagh und Crown Holdings (CCK) Mega-Investitionen in neue Dosen-Fabriken u.a. in Pennsylvania, Kentucky und Mississippi angekündigt. Der Bedarf an Getränkedosen vor allem in den USA ist so groß, dass die Hersteller immer wieder größere Mengen Dosen aus Mexiko oder sogar aus Übersee importieren – von Kostenseite und Ökobilanz aus betrachtet vollkommener Unfug.
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