Der seit Jahren nur leicht volatile Preis für Malz gerät seit diesem Sommer außer Kontrolle. Ein Ende ist nicht abzusehen, die Panik steigt.
Für Lieferung im Jahr 2020 lagen die Malzpreise von 370 bis 380 Euro pro Tonne frei Brauerei. Für Lieferung 2021 waren es 390 bis 400 Euro pro Tonne. Doch schon im Frühjahr 2021 kostete Malz für die Lieferung in 2022 schon rund 410 Euro, mittlerweile ist der Preis auf bis zu 540 Euro explodiert. Allein vergangene Woche stieg der Malzpreis um 10 Euro/Tonne – wenn es überhaupt noch Ware gibt. Inwieweit Landwirte und Händler dabei noch Ware zurückhalten und auf weiter steigende Preise spekulieren, ist unklar.
INSIDER rechnen damit, dass die Preise in den nächsten Wochen noch weiter steigen. Schätzungen gehen davon aus, dass die Panikkäufe erst Anfang 2022 zu Ende sind. Ob die Märkte sich dann wieder beruhigen, ist Spekulation. Viele Brauer decken sich aktuell nur mit dem Notwendigsten ein, müssen ab Oktober 2022 Anschlusskäufe für den Rest des Jahres durchführen.
Der wirtschaftliche Schaden ist jetzt schon immens. Eine Malzpreiserhöhung um 100 Euro/Tonne kostet je Hektoliter 1,70 Euro. Das wären, wenn der Preis nicht noch weiter steigt, schon jetzt 17 Cent je Kiste.
Mälzer sprechen von einer desaströsen Gemengelage. Vor allem hat Dürre in den USA und Kanada die Produktion von Braugerste drastisch reduziert. Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) schätzt, dass die US-Gesamtgerstenproduktion in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel (36%) auf 2,3 Mio Tonnen zurückgehen wird. In einem normalen Jahr werden über 57% (2 Mio Tonnen) der US-Gerstenproduktion für Malz verwendet. Bei einem Fehlbetrag von ca. 1,3 Mio Tonnen Gerste in diesem Jahr fehlen 1 Mio Tonnen Braugerste – bei schlechterer Qualität. Kanadas Gerstenernte ging im Jahresverlauf um 2 Mio Tonnen (20%) auf etwa 8 Mio Tonnen zurück.
Auch in Europa waren Hartweizen, Mahlweizen und Braugerste von einer späten Aussaat, einem kalten Frühjahr, Hitzewellen im Sommer sowie Regen und Stürmen in vielen Regionen vor und zur Erntezeit betroffen. Darüber hinaus hat die Dürre den Proteingehalt erhöht. Mälzer müssen teilweise Futtergerste mit geringerer Qualität zum Mälzen akzeptieren, Brauer wiederum müssen ihre Malzspezifikationen anpassen oder einen Aufpreis zahlen, um Malz in der gebrauchten Standardqualität zu erhalten.
Artikel aus INSIDE 887