Feuer frei. Auf den ersten Blick ist es eine atemberaubende Erfolgsgeschichte, die AB Inbev Deutschland mit ihrer wichtigsten deutschen Marke Beck’s derzeit schreibt. Runde 13% hat der Absatz im LEH laut Nielsen zugelegt. Doch das schöne Plus fußt auf einem beispiellosen Preisverfall. Die Aktionen nahmen zu, die Preise sanken. Die überwiegend aus eigenen Nachwuchstalenten besetzte Truppe, mit wenig Erfahrung im deutschen Biergeschäft, fühlt sich den Planzahlen mehr verpflichtet, als an einer Pflege der ehedem hochpreisigen Marke. Mehr als zwei Drittel der Beck’s-Kisten werden inzwischen zu einem EVP unterhalb von 10 Euro verkauft. Kauflands nationale 8,80 Euro-Aktion (in einigen Regionen auch 8,64 Euro und 8 Euro) wurde kurz vor Weihnachten noch von einer Durstexpress-Aktion zu 5 Euro/Kiste getoppt (INSIDE 866). Angeblich soll eine Konzern-Abteilung in London den Deal mit der Radeberger-Tochter vereinbart haben. Mediatetats für Beck’s sind seit Jahren bis auf minimale Onlinekrümel zurückgefahren. Klassische Werbung, so weist es Nielsen Media Research aus, wurden für Beck’s im Jahr 2020 (1.10.) exakt 6.000 Euro ausgegeben. Zum Vergleich: Krombacher investierte im selben Zeitraum 57 Mio.
Die Preisorgie im Handel reichte dennoch nicht, um Beck’s insgesamt ins Plus zu drücken. Die Marke hat einen hohen Anteil im Event-Club und Gastrogeschäft, nur ein Teil davon ist Fassbier. Insgesamt verlor AB Inbev in Deutschland rund 200.000 hl oder 3%. Größter Gewinner in AB Inbevs deutschem Markentableau ist mit plus 50%: Corona Extra. Das mittlerweile in Belgien hergestellte Mexikobier ist in der Pandemie ein beliebtes Augenzwinker-Mitbringsel und schoss auf über 150.000 hl. Für Beck’s allerdings wird 2021 herausfordernd. Am 1. Februar sollen die Rampenpreise um 66 Cent je Kiste (20x0,5 Liter und 24x0,33 Liter) nach oben gehen. Der LEH legt sich quer.
Artikel aus INSIDE 868